Paläontologie in Mainz


Paläontologie rekonstruiert die Entwicklung des Lebens auf der Erde. Sie untersucht die Ursachen von Evolution, die Strategien der Lebewesen sich in einer fortwährend ändernden Umwelt zu behaupten, neue Lebensräume zu erobern und fruchtbare Nachkommen zu erzeugen. Ehemalige Ökosysteme, die Verteilung von Land und Meer und die Lage der Kontinente, aber auch Wetter und Klimadynamik der Vergangenheit lassen sich anhand von Fossilien, den Überresten ehemaliger Lebewesen, und das sie einbettende Sediment rekonstruieren.

Paläontologie vermittelt die Sprache, um das Buch des Lebens zu entschlüsseln. Paläontologie verknüpft Biologie mit dem Aspekt Zeit. Die Änderung von Lebensgemeinschaften im Laufe der Zeit als Reaktion auf natürliche Klima- und Umweltänderungen hilft uns dabei, die Folgen der aktuellen globalen Klimaänderung abzuschätzen und zu bewerten. Das leistet keine andere Disziplin!

Die Mainzer Paläontologie hat sich mit der Neuformierung im September 2006 auf moderne, analytische und angewandte Aspekte der Paläontologie ausgerichtet. Paläontologie in Mainz steht im Schnittfeld zwischen Archäologie, Anthropologie, Klimatologie, Sedimentologie, Geochemie und Modellierung. Im Mittelpunkt steht die Umwelt- und Klimageschichte des Quartärs, also der vergangenen 2,6 Millionen Jahre. Daneben beschäftigen sich die Mitarbeitenden auch mit weiter zurückliegenden Zeiten der Erdgeschichte, z.B. dem Tertiär (65,5 bis 2,6 Millionen Jahre vor heute, Ma BP), der Kreide (145,5 - 2,6 Ma BP), dem Jura (199,6 - 145,5 Ma BP) oder dem Devon (416-359 Ma BP) sowie Massensterbeereignissen der Erdgeschichte.

Enge Kooperation in Forschung und Lehre mit Nachbardisziplinen gewährleistet ein umfassendes, vielfältiges und interdisziplinär ausgerichtetes Lehrangebot. Praktische Arbeiten in Labor und Gelände bilden eine wesentliche Grundlage der Ausbildung. Dazu gehören nicht nur die Vermittlung anatomischer und skelettmorphologischer Kenntnisse, sondern auch die Erfahrung mit modernen analytischen Verfahren zur Bestimmung von Isotopenverhältnissen oder Spurenelement-Konzentrationen in biologischen Geweben.

Studierenden, die sich in Paläontologie spezialisieren wollen, wird in Mainz ein breites Wissen vermittelt, das sie für eine Vielzahl von Berufen vorbereitet, sei es für die Erdölexploration, für Berufe in Museen (Kurator/in) oder Landesämtern, die Paläoklimaforschung, den Umweltschutz und das retrospektive Umweltmonitoring oder die Werkstoffkunde; nicht zuletzt qualifiziert die paläontologische Ausbildung in Mainz auch für die universitäre Laufbahn. Berufsqualifizierende Abschlüsse können mit dem B.Sc. bzw. künftig auch M.Sc. Geowissenschaften erlangt werden. Eine Vertiefungsrichtung Paläontologie ist sowohl im Bachelor- als auch Masterstudiengang möglich. Interessierte können auch im Fach Paläontologie promovieren

Forschung


  • SEACHANGE - Quantifying the impact of major cultural transitions on marine ecosystem functioning and biodiversity (ERC Synergy; Co-PIs: James Scourse [U Exeter; cPI], Kristine Bohmann [U Copenhagen], Callum Roberts [U Exeter], 2020-2026)



  • Chemical and mineralogical changes of calcareous shell material during fossilisation processes – an experimental approach (DFG-FOR 2685-A6. Co-PI: Thomas Tütken, 2022-2025)

  • Freshwater pearl mussels as stream water stable isotope recorders – MUSES (DFG-FNR, 2021-2025)



  • Developing and calibrating paleoweather proxies from Giant Clams (Chinesisch-Deutsches Zentrum für Wissenschaftsförderung, 2021-2024)

  • „Wir haben die Erde nur von unseren Kindern geliehen.“ Umweltveränderungen und Lebensweise im Zentraloman im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr.: Teilprojekt Malakologie (BMBF, 2020-2024)

  • Assessing the history of acidification in aquatic ecosystems – a novel (sclerochronological) way to determine ecological tipping points (JGU Mainz, 2023-2024)